9. December 2020
Drei Krippen mit ungewohnten Gestalten: Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr auf dem Weg zum Kind

Sie gehören wie die Christbäume zu Advent und Weihnachtszeit: die Krippen an öffentlichen Plätzen und im Privaten, in Kirchen und vielen anderen öffentlichen Räumen. Sie erinnern sehr anschaulich und lebendig an das Geschehen um die Geburt Jesu. Sie beheimaten dieses Geschehen oft auch in der gewohnten und vertrauten Umgebung unserer Dörfer, Märkte und Städte.

„Krippen sind auch und gerade in Coronazeiten Plätze des Innehaltens, Orte der Andacht und Brennpunkte der Kinderfreundlichkeit, der Solidarität und der Weltoffenheit!“ betont Michael Neureiter, ehemaliger und langjähriger Präsident der Stille Nacht Gesellschaft.

Er verweist auf drei große öffentliche Weihnachtskrippen, die eine gemeinsame Besonderheit auszeichnet: In diesen drei Krippen gehören auch Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber zu den Vielen, die auf dem Weg zum neugeborenen Kind sind. Es sind dies die Barockkrippe in der Stiftskirche der Stadt Laufen, die Marktkrippe 2009 in Kuchl und die Dorfkrippe 2017 in Bad Vigaun. „Diese drei Krippen machen die Verbindung des Stille-Nacht-Lieds zum Geschehen von Bethlehem sichtbar: Gruber und Mohr sind auf dem Weg zum Kind wie die Hirten und die Weisen, wie Jung und Alt, wie du und ich!“ betont Neureiter.

Die Barockkrippe der Stiftskirche Laufen

Sie gehört zu den schönsten Krippen Oberbayerns, betont Sepp Heringer, der erste Kenner der prächtigen Anlage, die 1628 erstmals erwähnt wurde: „Sie hat bis zu 80 cm große Krippenfiguren, von denen es an die 100 gegeben haben soll. Nachdem die Figuren um 1900 verkauft wurden, schien nur der Krippenjackl mit seinen beiden lachenden und weinenden Köpfen überlebt zu haben!“ berichtet Heringer. Anfangs der 1980er Jahre fanden die Pfadfinder gemeinsam mit dem Mesner eine Kiste voll verstaubter, verwurmter und beschädigter Köpfe, Holzkörper und Hände, ganz offensichtlich Reste der einst berühmten Krippe. Ein großartiges Restaurieren begann.

Im Wiedererstehen der Laufener Krippe bekamen zusätzlich auch Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber einen Platz: Ihre Köpfe wurden von Josef Enzinger nach Portraits der beiden geschaffen.

Die Barockkrippe in der Stiftskirche Laufen steht im rechten Seitenschiff vor dem Schiffer- oder Rupertusaltar, dessen Altarbild 1691 vom Laufener Barockmaler Johann Michael Rottmayr geschaffen wurde. Rottmayr ist nun auch selbst mit Perücke und Malpalette in der Krippe präsent. Sie wurde am 5. Dezember mit der ersten Szene (Verkündigung des Herrn) aufgestellt und bleibt bis Lichtmess aufgebaut.

Die Marktkrippe Kuchl

Diese monumentale Krippe in der Art eines Flügelaltars steht auf dem Marktplatz vor dem Eingang zum Friedhof. Sie wurde auf Initiative des Krippenbauverein-Ehrenobmanns Anton Brandauer vom Bildhauer Peter Schörghofer geschaffen und 2009 zum ersten Mal aufgestellt. Schörghofer hat sein Werk mit Kuchler Bezügen geschaffen: „Die Krippe steht auf einem Stein vom Georgenberg und wird vom hl. Severin getragen, der laut seiner Lebensgeschichte zwei Mal in Cucullis/Kuchl war. Joseph Mohr wirkte von 1819 bis 1820 als Hilfspriester in Kuchl, Gruber war in seiner Halleiner Zeit ab 1835 öfters in Kuchl. Und die Gitarre war lange Jahre in einem Kuchler Gasthaus.“

Im Advent ist die Marktkrippe geschlossen: Am linken Flügel ist die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria zu sehen, rechts die Herbergsuche. Zu Weihnachten wird geöffnet (im Bild): Dann sieht man in der Mitte die hl. Familie mit der Anbetung der Hirten. Der Mittelteil ist wie ein Tabernakel drehbar, auf der anderen Seite ist die Anbetung der Weisen zum Dreikönigsfest dargestellt.

Links sind dann zu Weihnachten die Kuchler auf dem Weg zum Kind zu sehen, geleitet von der Gewerbezunft mit dem Zunftkreuz. Der rechte Flügel zeigt bei geöffneten Flügeln Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber mit Gitarre beim Vortrag „ihres Lieds“.

Die Kuchler Marktkrippe wird vom Krippenbauverein mit Obmann Reinhard Neureiter betreut. Sie wurde heuer am 4. Dezember aufgestellt. Der Mittelteil wird dann vor dem 6. Jänner gedreht.

Die Dorfkrippe Bad Vigaun

wurde 2017 ihrer Bestimmung übergeben: „Die Bad Vigauner Dorfkrippe zeigt das ganze dörfliche Leben am Fuß des Schlenkens,“ betont Günther Hopfgartner, er ist Obmann des Krippenbauvereins Bad Vigaun und des Landeskrippenverbands: „18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krippenbauvereins Bad Vigaun haben in 1300 Arbeitsstunden den Kasten gezimmert, den Hintergrund mit dem Schlenken gemalt, den herkömmlichen Krippenberg samt Beleuchtung gestaltet und 42 Figuren geschaffen, alle mit geschnitzten Köpfen aus Südtirol! Dabei wurden auch örtliche Besonderheiten wie die Römerbrücke aufgegriffen, 14 Vereine sind dargestellt. Dazu kommen mehr als 100 Tiere und als Besonderheit auch Joseph Mohr mit der Gitarre und Franz Xaver Gruber mit dem Notenblatt von ‚Stille Nacht‘!“

„Bad Vigaun ist wie Kuchl einer der wenigen Orte, in denen beide Autoren des Stille-Nacht-Lieds nachgewiesen werden können,“ ergänzt Michael Neureiter. Joseph Mohr sei nach Einsätzen in Kuchl und Golling von 1821 bis 1822 als Coadjutor in Vigaun tätig gewesen und habe dabei auch in Adnet und Krispl gewirkt. „Und Franz Xaver Gruber war in seiner Halleiner Zeit von 1835 bis 1863 laut seinem Tagebuch auch im Gasthof Tauglmaut gerne zu Gast.“

Die Bad Vigauner Dorfkrippe wurde am 28. November vom Krippenbauverein Bad Vigaun wieder auf dem Dorfplatz vor dem Pfarrheim aufgestellt und bleibt bis nach dem Dreikönigsfest.


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