24. August 2017
Joseph Mohr als Fastenprediger im Salzburger Dom 1819

Ehrende Einladung an den 27-jährigen Textdichter wenige Monate,
nachdem das Lied erstmals erklang

Der Dichter des "Stille Nacht!" war bei der Obrigkeit nicht so schlecht angeschrieben, wie die meisten Biographen aufgrund der Beschwerden seines direkten Oberndorfer Chefs Georg Heinrich Nöstler anzunehmen geneigt sind. Der Dechant mit Sitz in St. Georgen stellte ihm ein gutes Zeugnis aus. Und in Salzburg muss er als wortgewaltig und theologisch versiert gegolten haben, weshalb er für den 16. März 1819 als Fastenprediger im Salzburger Dom eingeladen wurde!

Domkanzel

Die heutige Kanzel im Salzburger Dom wurde 1958/59 von Toni Schneider_Manzell geschaffen. (Foto Stille Nacht Gesellschaft)

Domtaufbecken

Das Taufbecken im Salzburger Dom (Becken von Meister Heinrich 1321): Hier wurde Joseph Mohr am 11. Dezember 1792 getauft, die Taufe wurde im Taufbuch der Dompfarre eingetragen. (Foto Stille Nacht Gesellschaft)

Reliefoberndorf

Das Bronzerelief von Joseph Mühlbacher(1912) links vom Haupteingang der Stadtpfarrkirche Oberndorf zeigt Franz Xaver Gruber (hinten) und Joseph Mohr: Die Züge des Textdichters sind dem 1910 in Wagrain exhumierten Schädel Mohrs nachempfunden. (Foto Stille Nacht Gesellschaft)

Neben dem damaligen Subprior P. Aloys Stubhahn OSB vom Kloster St. Peter, der bis 1810 Dekan der theologischen Fakultät war, neben dem Kapuziner-Guardian P. Bonus und neben P. Werigand Rettensteiner, Chorregent von Michaelbeuern und mehrfacher Textdichter für seinen Freund Johann Michael Haydn, wird auch "Herr Joseph Mohr, Koadjutor zu Österreichisch-Laufen" angeführt. Der 27jährige Oberndorfer Kooperator Joseph Mohr befand sich also in kompetenter Gesellschaft!

Der missgünstige Pfarrprovisor Nöstler hatte ja Mohr beim Dechant in St. Georgen wie auch in der Salzburger Zentrale wegen seinem Lebenswandel und wegen fehlendem Fleiß im Studium wie in der Seelsorge angeklagt - Joseph Mohr singe "oft nicht erbauliche Lieder" ... Damit scheint Nöstler den vorgesetzten Dechant in St. Georgen und die Salzburger Zentrale nicht nachhaltig beeindruckt zu haben - diese ehrende Einladung zur Fastenpredigt im Dom ist ein Beleg.

Zwar gibt es Hinweise aus späterer Zeit, dass Mohr gelegentlich "kein dem Priesterstande angemessenes Betragen beobachtet" habe. Damit wird insbesondere auch seine Vergebungsbitte an Erzbischof Augustin Gruber vom 25. Februar 1828 zu tun haben bzw. seine Versetzung nach Hintersee, vermutet Hans Spatzenegger: "Seine Jahre in "Österreichisch-Laufen"/Oberndorf von 1817 bis 1819 sind dafür sicher nicht ursächlich gewesen!"


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