Renate Ebeling-Winkler: „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ Ein Advents- und Weihnachtslied im protestantischen Brauchtum des 19. Jahrhunderts.

Die Erforschung der Verbreitungsgeschichte von „Stille Nacht" konzentrierte sich bisher auf die Suche nach und die Untersuchung von Autographen und Druckfassungen des „Stille-Nacht"-Liedes sowie auf seine Aufführung als Tiroler Volkslied durch die Zillertaler Nationalsänger in Deutschland, England und Amerika. Wichtige Aspekte waren dabei e die Rekonstruktion der Aufführungen als Tiroler Volkslied

  • die Druckfassungen als Tiroler Volkslied in den Liedblattdrucken von August Robert Friese
  • die Aufnahme als Weihnachtslied in ein Schulliederbuch (1836 Grirnma bei Leipzig)
  • die Aufnahme als Weihnachtslied in ein Katholisches Kirchengesangbuch in Sachsen (1838)
  • der Abdruck in Gottfried Wilhelm Finks „Musikalischer Hausschatz der Deutschen"(1843)
  • die Aufnahme in Wicherns „Unsere Lieder" in fünf Auflagen zwischen 1844 und 1877

Ein weiterer, die bisherigen Forschungsansätze ergänzender und vertiefender Gesichtspunkt ist die Frage nach dem Stellenwert und dem Einsatz des Lieds im Rahmen von Advent- und Christfeiern in der evangelischen Diakonie im 19. Jh. mit dem Ziel, den Anteil der in diesem Rahmen erfolgten Darbietungen von „Stille Nacht!" an der Verbreitung des Liedes zu erkunden.

Das „Rauhe Haus" und seine überregionale Bedeutung

Die aus den napoleonischen Kriegen resultierende Pauperisierung der niederen Volksschichten in Deutschland, die durch die Industrialisierung und den mit ihr verbundenen Niedergang des Handwerks und der ländlichen Hausindustrie verstärkt wurde, hatte den evangelisch-lutherischen Theologen Johann Hinrich Wichern (1808-1881) zu Maßnahmen gegen die unübersehbare Verelendung der Unterschichten veranlasst.

Die von Wichern 1833 in Horn bei Hamburg initiierte sozialpädagogische Einrichtung „Rauhes Haus" besaß große Ausstrahlungskraft auf die noch in den Kinderschuhen steckende staatliche Sozialpolitik in den Stadtstaaten und in den nord-, mittel- und südwestdeutschen Ländern im Deutschen Bund, der Nachfolgeeinrichtung des 1806 erloschenen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Fürsorgepolitik der Regenten und der damit betrauten Beamten basierte auf einem konservativen Gesellschaftsmodell, das in der vorrevolutionären ständischen Gesellschaft des 18. Jhs. wurzelte und durch den aus dem Staatskirchentum erwachsenden Konfessionalismus des 19. Jhs. geprägt war. Die Träger der in den 1830er Jahren entstehenden Rettungshäuser, Krankenpflege- oder Armenanstalten konnten häufig selbst entscheiden, ob eine bestimmte konfessionelle Zugehörigkeit der Klienten Voraussetzung für die Aufnahme sein sollte.

Auch der Einritt von verwahrlosten oder straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen in das „Rauhe Haus" war unter anderem davon abhängig, ob sie evangelisch-lutherisch getauft waren. Wichern ging es wohl weniger um eine Ausgrenzung von „Andersgläubigen" als um die Erfüllung der theologischen Hauptaufgabe der inneren Mission — Festigung und Wiedergewinn des lutherischen Glaubens —, bei der er seiner Ansicht nach nicht „bei Null" anfangen konnte.

Das Areal seiner Sozialeinrichtung mit dörflichem Charakter umfasste kleine Häuser, in denen die Zöglinge in Zwölfergruppen mit einem Betreuer in einer „Kinderfamilie" wohnten, hauswirtschaftliche und landwirtschaftliche Gebäude, das „Mutterhaus" genannte Wohnhaus des Vorstehers und seiner Familie, Werkstätten und einen Betsaal für die täglichen Morgen- und Abendandachten und für Feiern zu Jahreskreisfesten im Advent, zu Weihnachten, Epiphanias, Ostern, Pfingsten, zum Reformationstag, Gründungstag der Anstalt sowie zu den Geburts- und Tauftagen der Bewohner. Der Arbeitsbegriff in Wicherns Erziehungskonzept orientierte sich an der handwerklichen Tätigkeit, negierte zwar die industrielle Arbeitsweise, vermied aber auch die eintönigen Arbeiten, die die Insassen in herkömmlichen Arbeitshäusern und Gefängnissen zu verrichten hatten. In den Werkstätten wurden die Knaben auf Handwerksberufe wie Tischler, Drechsler, Korbmacher, Schneider, Schuster, Glaser, Maler, Drucker und Setzer, Buchbinder, Gärtner oder landwirtschaftlicher Gehilfe vorbereitet. Die Mädchen erhielten eine gründliche Anleitung für alle Arbeitendee und einem heute unter dem Begriff „learning by doing" fast schon allgemeingültigen lebensnahen Praktikum oblagen ihnen die im Tageslauf der Anstalt anfallenden hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. So sollten sie befähigt werden, im Erwachsenenleben ihr Auskommen als Dienstmädchen in wohlhabenden Häusern zu finden. Die Gründung der „Brüderanstalt" im „Rauhen Haus", die Handwerksgesellen und -meister sowie Theologen ohne Aussicht auf eine Vikar- oder Pfarrstelle zu sozialpädagogischen und religiösen Erziehern für die eigene Einrichtung oder verwandte Häuser ausbildete, ist Wicherns besonders zukunftsoffene Idee und gilt als die Geburtsstunde der (männlichen) Diakonie.

Die Entsendung der ausgebildeten Brüder in die Schweiz, nach Frankreich, England, Dänemark, Norwegen, Schweden, ins Baltikum und nach Nordamerika macht die geographische Dimension der durch Wichern geprägten Vorstellung von einer „inneren Mission" deutlich. Durch die Gründung des „Zentral-Ausschusses für die innere Mission" im Jahre 1848 wurde der vom Göttinger Theologen Friedrich Lücke (1791-1855) erstmals verwendete Name etabliert und die „Innere Mission" zu einer bedeutenden Organisation innerhalb der evangelisch-lutherischen Kirche.

Neben den Aufgaben in den Brüderanstalten war auch der Wirkungskreis der Brüder an den sozialen Brennpunkten der Gesellschaft vielfältig. Die Diakone betreuten wandernde Gesellen in Herbergen, in den Hafenstädten Matrosen in ihren Unterkünften, waren als Felddiakone beim Militär im Einsatz. Sie hielten Schiffsgottesdienste und erteilten in „Schiffsschulen" auf den Auswandererschiffen Unterricht, übernahmen Pfarrstellen in entstehenden deutsch-lutherischen Auswanderergemeinden oder stellten sich in den Dienst von bereits gefestigten Gemeinden wie etwa in Ohio und Illinois.

Die Unterstützung durch eine zahlreiche Gönnerschaft und die tätige Mitarbeit von weniger Begüterten ließ das Unternehmen wachsen. Die Geld- und Sachspenden von Adeligen, wohlhabenden Bürgern (wie von dem Hamburger Bankier Salomon Heine), Bildungsbürgern, Geistlichen, gläubigen Protestanten und Protestantinnen und nicht zuletzt das königliche Wohlwollen, das Christian VIII. von Dänemark und in besonderem Maße Friedrich Wilhelm IV. von Preußen Wicherns Projekt gegenüber zeigten, garantierten seinen Fortbestand. Zwischen dem schwärmerisch-religiösen preußischen Monarchen und Wichern bestand ein besonderes Vertrauensverhältnis: Der calvinistisch getaufte Landesfürst und kirchenrechtlich oberste Repräsentant der evangelisch-lutherischen Kirche in Preußen, der aufgrund seiner theologischen Bildung anders als seine Vorgänger und Nachfolger oder andere evangelische Fürstenkollegen sein Amt auch episkopal auffasste, beauftragte Wichern Anfang der 1850er Jahre mit der Reorganisation des preußischen Gefängniswesens, ernannte ihn 1857 zum Vortragenden Rat für das Gefängnis- und Armenwesen innerhalb des preußischen Innenministeriums und ließ ihn als Oberkonsistoralrat in den Evangelischen Oberkirchenrat berufen. Die Erkrankung des Königs und die Übernahme der Regentschaft durch dessen an sozialen Fragen weniger interessierten Bruder Wilhelm, 1871 als Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen, verhinderte die endgültige Umsetzung von Wicherns Gefängnisreform.

Adventbaum um 1910

Elisabeth M. Weinberger: Der Adventbaum, Buchillustration zu „Weihnacht“, um 1910

Johann Hinrich Wichern

Johann Hinrich Wichern (1808-1881). Evangelisch-lutherischer Theologe im Rauhen Haus Hamburg

„Stille Nacht" im Rauhen Haus

Einen Kristallisationspunkt in Wicherns Erziehungskonzept stellte die religiöse Unterweisung der Kinder und Jugendlichen dar. Mit geteilten Aufgaben und Rollen gestalteten sie aktiv die täglichen Hausandachten, indem sie die Geburts-, Tauf-, Aufnahme- und Entlassungstage der gegenwärtigen und ehemaligen Zöglinge ansagten, die Tages- und Wochensprüche ihrer Wohngemeinschaft verlasen, Hauptstücke aus Luthers Kleinem Katechismus vorbeteten und Türhüteraufgaben oder Treterdienste am Blasebalg der Orgel versahen.

Das Prinzip der aktiven Gestaltung der Advents- und Christfeiern durch die Zöglinge des Rauhen Hauses folgt diesem Muster, erweiterte den Kreis der Mitakteure allerdings beträchtlich: Die Erzieher der Anstalt, die von den einzelnen Kinderfamilien ausgewählten und am ersten Weihnachtsfeiertag beschenkten Armen aus der zuständigen Kirchengemeinde Hamm und die zwischen dem ersten Adventsonntag und dem zweiten Weihnachtsfeiertag zu „Hunderten" ins Rauhe Hause strömenden Besucher, unter denen sich auch die leiblichen Familienangehörigen der Rauhhäusler Kinder und Jugendlichen befanden, waren in den Programmablauf der Feiern eingebunden. Wichern entwickelte verschiedene Feier-Inszenierungen, welche – den jeweiligen lokalen Verhältnissen angepasst ­– von Brüderanstalten, Diakonissenhäusern und evangelischen Vereinen übernommen und ebenso in privaten Haushaken nachgeahmt wurden. In den Adventsandachten des Rauhen Hauses trugen einzelne Kinder Bibelverse vor und steckten ein Licht in die Adventskrone, wobei kleine Gruppen oder alle Umstehenden ihr Tun mit Weihnachtsliedern begleiteten.

Die Christfeier begann mit der Weihnachtsausstellung am Heiligen Abend, einer Leistungsschau der handwerklichen, kunsthandwerklichen und künstlerischen Fertigkeiten von Wicherns Schützlingen. Am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages wurde die Weihnachtsandacht mit der Bescherung der Armen im Betsaal abgehalten. Die Kinder legten die Gaben in die Hände oder in den Schoß der Beschenkten, wobei einzelne Kinderchöre die Handlung durch den Wechselgesang des zehnstrophigen Liedes „Urquell sel'ger Himmelsfreuden" deuteten.

Anschließend warteten die Kinder auf ihre eigene Bescherung in ihrer Wohnfamilie.

Zur Steigerung der Vorfreude wurden wieder Weihnachtslieder gesungen. Die einzelnen Liedtitel werden in den Berichten Wicherns und seiner Nachfolger über die Advent- und Weihnachtszeit nur sporadisch erwähnt. Unbestrittenes „Siegerlied" bei den namentlich erwähnten Weisen ist „0 du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit" gefolgt von „Ehre sei Gott in der Höhe ..." Dies ist zum einen damit zu erklären, dass es Wicherns dezidierte Absicht war, in der Advents- und Weihnachtszeit eine Atmosphäre des „Fröhlichseins vor dem Herrn" zu schaffen. Der im Textheft der ersten Auflage von „Unsere Lieder" (1844) für das „Stille-Nacht"-Lied gewählte Titel „Freude am Christkind" ist ein Beleg dafür. Zum anderen erwies Wichern seinem Vorbild, dem Weimarer Schriftsteller und Sozialreformer Johannes Falk (1768-1826) Referenz, indem er dessen Liedtext von „0 du fröhliche ..." um vier Strophen und den zweistrophigen Text zu „Urquell sel'ger Himmelsfreuden ..." um acht Strophen erweiterte und beide Lieder im Ablauf der Feiern bevorzugt platzierte.

Einmal nennt Wichern das „ Stille-Nacht"-Lied – als spannungssteigernden Pausenfüller – vor der Bescherung der Kinder sogar an erster Stelle:

„(So) geschah denn auch die Aufschmückung des Festes unter den lieblichen Liedern der Kinder und Hausgenossen. Wie süß klang es durch Aller Gemüther: Stille Nacht, heilige Nacht. – Es ist ein Ros entsprungen. – 0 du selige, o du fröhliche, gnadenbringende Weihnachtszeit. Lieder, mit denen sich bald der volle Chor sämtlicher Anwesenden vereinigte..."

Die "Agentur des Rauhen Hauses" hat innerhalb von drei Jahrzehnten etwa 25.000 Exemplare von „Unsere Lieder" hergestellt. Das hauseigene Gesangbuch wurde – neben dem „Festbüchlein des Rauhen Hauses" – in Verlagsanzeigen als Weihnachtsgeschenk empfohlen und vermutlich – so wie das „Festbüchlein" – den zahlreichen Gönnern zum Dank und den scheidenden Brüdern und Zöglingen als Abschiedsgeschenk überreicht.

Die fernen Einsatzorte der Brüder brachten die im Rauhen Haus gesungenen Lieder – so auch „Stille Nacht!" – nach Nord- und Westeuropa und nach Nordamerika. Nach Skandinavien könnte es auf zwei Wegen gelangt sein: Der dänische Komponist, Organist und Schullehrer Anton Peter Berggreen (1801-1880 ) nahm es nach Frieses Liedblattdruck (Dresden 1833) als „Weihnachtslied aus Tyrol" in seine Volksliedersammlung (Band 2, 1843) auf.

Vorstellbar ist zudem, dass das Wichern'sche Liederbuch in das bei (Lund gelegene Roby („Rauhes Dorf“) gelangt ist, eine nach dem Vorbild des Rauhen Hauses 1839 gegründete Rettungsanstalt, deren designierter Leiter, der schwedische Geistliche Holmgren, vor seinem Dienstantritt als Hospitant in Horn weilte.

„Stille Nacht” — ein Adventslied

Der Theologe Theodor Fliedner gründete 1844 in (Düsseldorf-)Kaiserwerth ein Diakonissenmutterhaus, das junge oder verwitwete Frauen zu Krankenpflegerinnen, Behindertenbetreuerinnen oder Kindergärtnerinnen ausbildete. Dieser Einrichtung der inneren Mission folgten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Neugründungen in Nord-, Ost-, Mittel- und Südwestdeutschland, in der Schweiz, in Frankreich, Holland, in Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Russland und in den USA. Das erste Diakonissenmutterhaus der inneren Mission auf dem Gebiet des heutigen Österreich entstand 1877 in Gallneukirchen in der Nähe von Linz an der Donau.

In deutschen Diakonissenanstalten stand der Adventsbaum im Mittelpunkt der alltags oder sonntags veranstalteten Adventsfeiern. 1849 wurde im „Armen- und Krankenfreund", einer von Fliedner herausgegebenen „Zeitschrift für die Diakonie der evangelischen Kirche", ein Muster für die Gestaltung der Adventsbaumfeiern vorgestellt: Am ersten Adventstag wurde eine schmucklose Tanne (oder Kiefer) aufgestellt, ein Kind sprach die erste Verheißung von Christo (1. Mose 3,15), schrieb diese auf ein Blatt und befestigte es zusammen mit einem Licht am Baum. Die Anwesenden lernten bis zum nächsten Tag diesen Bibelspruch auswendig. An jedem nachfolgenden Adventtag wurde eine neue Verheißung und ein weiteres Licht am Baum angebracht. Protestantische Verleger oder für sie tätige Kormissionsverlage boten zum Teil kunstvoll gefertigte Verheißungssprüche auf Streifen, Sternen oder Weinblättern aus Papier an.

In der Szenenfolge waren auch Advents- und Weihnachtsgedichte sowie Advents- und Weihnachtslieder vorgesehen. Das „Stille Nacht"-Lied eröffnete als „Kennmelodie" die Adventsandachten, die ein Anstaltsleiter folgendermaßen beschreibt:

„Der erste Advent gab den Ton an, und durch die vier Wochen der seligen Adventszeit erklingt beim Morgen-Kaffee vor der Morgenandacht und beim Nachmittags-Kaffee aus dem Spielwerk des drehbaren Metallfußes für das Adventsund später Weihnachtsbäumchen ‚Stille Nacht, heilige Nacht'“ (...)

Für die Adventsfeiern in den evangelischen Jungfrauenvereinen im ausgehenden 19. Jh. existierten Anleitungen, wie die Andachten zu gestalten seien. „Stille Nacht! Heilige Nacht” fungiert als ein am 1. Adventsonntag eingesetztes Adventlied, das jedoch nach Belieben durch ein anderes ersetzt werden kann. Die Feier wird mit dem dreistrophigen

Lied „Hosianna! Davids Sohn ..." eingeleitet. Nach der Deklamation eines Adventgedichts tritt der Adventsbaum in den Mittelpunkt des Geschehens:

„Der Adventsbaum steht in der Mitte ohne jeden Schmuck. Jetzt werden alle Lampen gelöscht und der erste Vers [vielmehr: Strophe] von Stille Nacht, heilige Nacht von allen gesungen. Ein Mädchen steht neben dem Baum und spricht die erste Verheißung: 1. Mose 3,15. Daraufhin zündet sie das erste Licht am Baum an und hängt den ersten Verhei ßungs-stern darunter. Während sie dies thut, singt die Versammlung den zweiten Vers [von Stille Nacht]. Ein anderes Mädchen spricht die zweite Verheißung: 1. Mose 12,13 und steckt das zweite Licht an und hängt den Stern darunter. Nun ertönt der dritte Vers [von Stille Nacht] und die dritte Verheißung folgt 1. Mose 22,18 und das dritte Licht mit dem Stern. Es wird das Lied Zu Bethlehem geboren angestimmt. Nach dem ersten Vers folgt die vierte Verheißung: 1.Mose 26,4 und so geht es fort. Fünfte Verheißung: 1. Mose 28,14, sechste Verheißung: 1. Mose 49,9-10, siebte Verheißung: 4. Mose 24,17. Dabei wird das siebente Licht angesteckt, noch ein Vers gesungen und die eigentliche Feier ist zu Ende."

Es mag den auf eine korrekte Einhaltung der vertrauten Weihnachtsbräuche im süddeutschen Raum Bedachten sauer aufstoßen, das „Stille-Nacht-Lied" bereits in Adventsfeiern eingebunden zu sehen. Doch ist vor diesem Hintergrund ein Verstoß gegen die eiserne Regel, das Lied nicht vor dem Heiligen Abend zu singen, wohl in einem milderen Licht zu betrachten, selbst wenn der Adventsbaum auch in den Einrichtungen der Diakonie längst dem Adventskranz gewichen ist. Einer marktschreierischen Verwendung des Liedes in der kommerzialisierten Vorweihnachtszeit sollte man allerdings weiter kritisch gegenüberstehen.

Die Verfasserin bedankt sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Archiv und Bibliothek des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Berlin. Ein besonderer Dank geht an Sigrid Nagy für ihre wertvollen Hinweise.

Mag. Renate Ebeling-Winkler
Germanistik- und Geschichtsstudium an der Universität Salzburg. Tätigkeit als Bibliothekarin am Salzburg Museum, vormals Salzburger Museum Carolino Augusteum.
Unterricht im Schuldienst und in der Erwachsenenbildung. Forschungen und Publikationen zur Geschichte Salzburgs, des Salzkammerguts und zum Stille Nacht-Lied. Schwerpunkt im Wissenschaftlichen Beirat der Stille Nacht-Gesellschaft: Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte des Stille Nacht-Lieds.


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