12. dicembre 2016
Zum Geburtstag von Joseph Mohr am 11. Dezember

Vor 200 Jahren "Stille Nacht! Heilige Nacht!" in Mariapfarr gedichtet

Am 24. Dezember 2018, also in zwei Jahren, werden es 200 Jahre her sein, dass das Lied "Stille Nacht! Heilige Nacht!" erstmals in der Kirche St. Nikola der jungen Pfarre Oberndorf erklang, wohl nach der Christmette bei einer Krippenfeier. Kooperator und Textautor Joseph Mohr sang die Oberstimme, Komponist und Organist Franz Xaver Gruber die Unterstimme. Die Schlusszeile wurde vom Chor - vielleicht auch von der Gemeinde - wiederholt. Mohr begleitete auf der Gitarre.

Tafelbild

Das Tafelbild mit der Anbetung der Könige aus einem spätgotischen Flügelaltar um 1500, seit 1897 im neugotischen Aufbau des Hochaltars der Pfarrkirche Mariapfarr. Das Bild mit dem blondgelockten Jesuskind mag Joseph Mohr zu seinem Gedicht 1816 angeregt haben, zu dem 1818 Franz Xaver Gruber die Melodie schuf. (Foto: SNG/Hutter)

Steingasse31

In einem Verzeichnis aus 1794 ist Joseph Mohrs Mutter mit ihren unehelichen Kindern in der Steingasse 31 nachgewiesen. (Foto: SNG)

Priesterweihetag

Eine Karte Joseph Mohrs aus dem Priesterhaus an einen Freund am Tag der Priesterweihe:
"Wenn einst der Kirche heil`ges Band
Auf ewig dich umschließt
Dann denke, dass im fernen Land
Ein Freund dich noch vermißt
welcher heißt Joseph Mohr"
(Foto: Keltenmuseum Hallein, Stille-Nacht-Archiv)

Das Gedicht entstand schon 1816 in Mariapfarr!

Den Text des Lieds schrieb Joseph Mohr schon 1816 als Koadjutor in Mariapfarr, wo er von 1815 bis 1817 tätig war. Es war das "Jahr ohne Sommer" nach dem Vulkanausbruch des Tambora in Indonesien. In Mariapfarr traf Mohr noch seinen Großvater, dessen Tod er im Sterbebuch eintrug. 1817 kam Joseph Mohr dann wegen gesundheitlichen Problemen nach Salzburg und nach Oberndorf.

"Text von Joseph Mohr, Coadjutor 1816 m.p." Diese Zeile befindet sich auf der frühesten authentischen Überlieferung von Text und Melodie, und zwar in der Handschrift Mohrs. Das Autograph, es ist das einzige von Mohr, während von Franz Xaver Gruber vier erhalten sind, entstand um 1820 und tauchte erst 1995 auf. Es belegt die Entstehung des Textes in Mariapfarr.

Das ist der Schlüssel zur Entstehung des Liedtexts 1816. Den Vorgang am Heiligen Abend 1818 mit der Überbringung des Gedichts durch Mohr an Gruber und dessen Komposition sowie die Tatsache, dass das Lied "sogleich in der heiligen Nacht" erstmals erklang, entnehmen wir der "Authentischen Veranlassung", in der Franz Xaver Gruber erst 1854 die Entstehung des Lieds beschrieb - in Hallein, wo er von 1835 bis zu seinem Tod 1863 als Organist und Chorregent wirkte.

Joseph Mohr: als Kind wohnhaft in der Steingasse

Joseph Mohr wurde am 11. Dezember 1792 als drittes von vier unehelichen Kindern der Strickerin Anna Schoiber in der Stadt Salzburg geboren und im Dom getauft - er wurde also in der Dompfarre geboren. Zu seinem Geburtshaus gibt es viele Vermutungen. Sicher ist, dass Mohr 1794 als Kleinkind im Haus Steingasse 31 wohnhaft war.

Studium und Priesterweihe

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Salzburg verdiente Mohr sich einen Teil seines Unterhalts als Sänger und Instrumentalist der Salzburger Universität, des Stifts St. Peter bzw. der Stiftsmusik Kremsmünster - von 1808 bis 1810 besuchte Mohr das Lyzeum in Kremsmünster. 1811 trat er in das Salzburger Priesterseminar ein. Seine theologischen Studien schloss er im August 1814 ab.

Trotz seines jugendlichen Alters von nicht ganz 23 Jahren wurde Joseph Mohr am 21. August 1815 im Virgil-Oratorium des Salzburger Doms mit neun anderen Weihekandidaten zum Priester geweiht. Er hatte das damals vorgeschriebene Alter von 25 Jahren noch längst nicht erreicht und brauchte wegen des "defectus aetatis" eine Dispens.

Zahlreiche verschiedene Einsatzorte als Seelsorger

1819 endete Joseph Mohrs Dienst in Oberndorf. Er war dann mehrere Jahre in verschiedenen Pfarren im heutigen Tennengau und Flachgau im Einsatz. Nach neun Jahren als Vikar in Hintersee wurde er 1837 als Vikar nach Wagrain versetzt, wo er am 4. Dezember 1848 kurz vor seinem 56. Geburtstag an den Folgen einer Lungenlähmung starb.

Rasante Verbreitung des Lieds, erster Druck des Liedtextes von Mohr

Der Orgelbauer Karl Mauracher reparierte das in St. Nikola in Oberndorf vorhandene kleine Orgelpositiv 1819 und nahm das Stille-Nacht-Lied heim in das Zillertal. Dieses wurde zum "Link des Liedes in die Welt", als "Tiroler Nationalsänger" es auf ihre Reisen mitnahmen ? die Familie Strasser aus Laimach vor allem in deutsche Städte, die Rainer aus Fügen auch in die Vereinigten Staaten.

Es dauerte nicht lange, bis das Lied zum ersten Mal gedruckt wurde: Der erste Druck des Textes kam vor 1832 aus der Buchdruckerei des Joseph Greis am Grünmarkt in Steyr. Er enthält als Besonderheiten und einmalig anstelle des "lockigte" aller Autographe das "lockichte Haar", beim Bleisatz wurde aus ?aller Welt Schonung verhieß? offensichtlich durch Verlesen "aller Welt Schwung versprach".

Stille Nacht 2018

In den Vorbereitungen des Stille-Nacht-Jahrs 2018 gilt alle Kraft der Botschaft des Friedens: "Vor allem in Zeiten internationaler Krisen und Umbrüche ist die Besinnung auf den Frieden als wesentliche Komponente des Zusammenlebens aktueller denn je," meinte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer kürzlich bei der Eröffnung des neuen Stille-Nacht-Museums-Oberndorf.

Die Stille Nacht Gesellschaft bringt ihre Zielsetzung so auf den Punkt:
Wir wollen das Lied, seine Herkunft und seine Botschaft in den Herzen und Köpfen der Einheimischen und Gäste zum Klingen bringen!


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