10. August 2019
Notgeld-Scheine aus 1920 für das Stille-Nacht-Museum Oberndorf

Stille-Nacht-Gedenkkultur mit der Darstellung des „horchenden Mohr“

Am Beginn stand die Überraschung, dass Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber mit der damals bereits abgebrochenen St. Nikolai-Kirche auf dem Notgeld von Oberndorf 1920 zu sehen sind. Dazu kam die Entdeckung, dass die drei Notgeldscheine den „horchenden Mohr“ zeigen, wie ihn wenige Jahre davor der Priesterkünstler Josef Mühlbacher geschaffen hatte.

Die Marktgemeinde Oberndorf legte 1920 wie viele andere Gemeinden Notgeld auf, und zwar in den drei Werten 10, 20 und 50 Heller: Damit begegnete man dem eklatanten Kleingeldmangel. Dieser war auch dadurch verursacht, dass das österreichische Kleingeld nach dem 1. Weltkrieg auch in Nachfolgestaaten der Monarchie weiter gültig war, wodurch sich ein Absaugeffekt ergab.

Das Oberndorfer Notgeld wurde „zur Linderung der Kleingeldnot“ im Juni 1920 von der Gemeindevertretung beschlossen und im gleichen Monat von der Landesregierung und dem Staatsamt für Finanzen genehmigt. Es war nur bis 30. Dezember 1920 gültig. Die Scheine wurden von August Thalmayer jun. gestaltet und von Bürgermeister Jakob Mittermayr und dem 1. Gemeinderat Andreas Mairoll unterzeichnet.

Besonders interessant ist der „horchende Mohr“ auf den Oberndorfer Notgeldscheinen, die jeweils ca. 8x6 cm messen. Josef Mühlbacher schuf diese Darstellung mit seinem Relief des „Kufsteiner Mohr“, das er eigentlich für Wagrain gestaltete, wo dafür 1912 auch der Schädel Mohr exhumiert worden war. Es befindet sich heute in der Festung Kufstein. „Und diese Darstellung Mohrs mit der auf den Hintergrund verweisenden erhobenen linken Hand hat sich in der Gedenkkultur sehr rasch durchgesetzt – z.B. auf der Gedenkkarte zum ‚Hundertjährig Jubiläum‘ des Lieds 1818-1918, natürlich auch beim Mohr-Gruber-Relief 1928, bei dem Mühlbacher das Mohr-Relief 1914 beließ und es mit Franz Xaver Gruber im Hintergrund ergänzte, und in vielen folgenden Darstellungen des Textdichters.“ erläutert Michael Neureiter, Präsident der Stille Nacht Gesellschaft.

Ingrid Zöttl, Urururenkelin Franz Xaver Grubers, und ihr Gatte Helmut Zöttl erhielten von Winfried Frühwald einen Satz des Oberndorfer Notgelds für das Stille-Nacht-Museum Oberndorf. Präsident Neureiter konnte es an Bürgermeister Georg Djundja und Museumskustos Josef Standl übergeben. Die drei Notgeldscheine werden voraussichtlich im Herbst 2019 erstmals bei einer Sonderausstellung im Stille-Nacht-Museum Oberndorf gezeigt werden.

Die Übergabe der drei von Winfried Frühwald gespendeten und von Fam. Zöttl vermittelten Notgeld-Scheine: v.l. Präsident Michael Neureiter mit den Notgeld-Scheinen, Bürgermeister Georg Djundja und Museums-Kustos Josef A. Standl mit Vergrößerungen des 50-Heller-Scheins vor dem Mohr-Gruber-Relief im Stille-Nacht-Bezirk Oberndorf. Im Relief vorne der „horchende Mohr“ (Foto Stille Nacht Gesellschaft, Hermann Hermeter)

Auf der Vorderseite des 50 Heller-Scheins v.l. der „horchende Mohr“, die 1920 bereits abgetragene St. Nikolai-Kirche und Franz Xaver Gruber (Foto Stille Nacht Gesellschaft)

Die Rückseite: „Zur Linderung der Kleingeldnot…“ (Foto Stille Nacht Gesellschaft)

Der „horchende Mohr“ am Mohr-Gruber-Relief 1928 und auf dem Notgeld 1920 (Foto Stille Nacht Gesellschaft, Hermann Hermeter)



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