50 Jahre Stille Nacht Gesellschaft - Forschung, Authentizität, Verbreitung
Gesellschaft ist zentraler Ansprechpartner für das Weihnachtslied. Publikationen sind ein zentraler Punkt.
Josef A. Standl
Heuer blickt die „Stille Nacht Gesellschaft“ (SNG) auf ihren 50jährigen Bestand zurück. Am 15. Mai 1972 erfolgte die konstituierende Sitzung der Gesellschaft auf Initiative von Anton Weber, Geschäftsführer der Unitas-Einkaufsgenossenschaft in Wien. Am 10. Dezember 1972 fand in Anwesenheit des damaligen Landeshauptmannes DDr. Hans Lechner im Kaisersaal der Salzburger Residenz der offizielle Gründungsakt statt. Es war dies der 180. Geburtstag von Joseph Mohr. Erster Präsident der Gesellschaft wurde Weber selbst. Alois Leeb wurde Obmann, er war auch von 1966 bis 1987 Archivar des Stille-Nacht-Museums Hallein und von 1972 bis 1979 Obmann der Gesellschaft.
Von Anbeginn an war die Gesellschaft bestrebt, auch ein Dach für alle Stille-Nacht-Gemeinden zu sein und es waren vorwiegend deren Vertreter auch in die Gremien gewählt.
Nach dem frühen Tod von Anton Weber wurde 1974 Luis Grundner zum Präsidenten gewählt. In dieser Zeit war man bemüht, die junge Gesellschaft zu konsolidieren, was sich als sehr schwierig herausstellte. 1975 gründete Franz Holzner das Franz Xaver Gruber Kuratorium Hallein. Erst Präsident Eberhard Zwink gelang es 1979 dieses mit der Stille Nacht Gesellschaft zusammen zu führen und somit ein effektives Miteinander zu erreichen. Es wurden neue Statuten ausgearbeitet.
Es ist den Bemühungen von Präsident Zwink zu danken, die Ideen und Vorstellungen der Stille Nacht Gesellschaft mit den Bestrebungen des in Hallein tätigen Gruber-Kuratoriums zu koordinieren. Es folgten die Präsidenten Gerhard Lindinger, Rudolf Eberl und Roland Soini. Mit Bertl Emberger trat die Gesellschaft wieder mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft. Michael Neureiter ist es insbesondere zu verdanken, dass die Themen Forschung, authentische Bewahrung und Vernetzung breit aufgestellt wurden. Die derzeitige Präsidentin Christa Pritz bemüht sich mit Erfolg um die Fortführung der Schwerpunkte und die intensivere Mitarbeit der Stille-Nacht-Gemeinden.
In all den Jahren entwickelte der wissenschaftliche Beirat enorme Aktivitäten mit zahlreichen Publikationen. Dies ist vor allem den Professoren Gerhard Walterskirchen und Thomas Hochradner zu verdanken. Herausragend war das international beachtete Stille Nacht-Symposium im Jahre 1994. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen wie Anna Holzner, Renate Ebeling-Winkler und Eva Neumayr sind weitere Stützen.
Präsidenten seit 1972
1972 Anton Weber
1974 Luis Grundner
1979 Eberhard Zwink
1985 Dr. Gerhard Lindinger
1988 Mag. Rudolf Eberl
1991 Roland Soini
1998 Bertl Emberger
2007 MMag. Michael Neureiter
2019 Christa Pritz
Redaktionelle Leiter der „Blätter der Stille Nacht Gesellschaft“
Dr. Othmar Kundrath
Dr. Roland Floimair (1978-1991)
Mag. Michael Prock
Mag. Karin Gföllner
Prof. Mag. Josef A. Standl (seit 1992
Bemühen um Aufnahme in das neue „Gotteslob“
Die Stille Nacht Gesellschaft hat von Anbeginn an Ziele verfolgt, welche auf die Forschung und Bewahrung des von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr geschaffenen Liedes ausgelegt waren. Nach einer gewissen Konsolidierungsphase, von der Gründung im Jahre 1972 an, dauerte es etliche Jahre, bis sich die Gesellschaft auch in den inneren Vereinsstrukturen gefestigt hatte. Am 13. Juli 1974 wurde Chefredakteur Luis Grundner zum Präsidenten, auch mit der Funktion des Obmannes, gewählt. Die Dauer war auf vier Jahre ausgelegt und hätte im Dezember 1978 geendet; doch Grundner starb im März 1978. Grundner hatte das journalistische Handwerk bei der Tageszeitung „Reichspost“ im Wien der Zwischenkriegszeit erlernt und pflegte gute Kontakte zum Klerus. Nach 1945 wurde er zum Chefredakteur der „Salzburger Volkszeitung“ bestellt. In diesen knapp vier Jahren gelang es dem katholischen Publizisten, der bereits sehr früh ein Buch über die Entstehungsgeschichte des Liedes geschrieben hatte, in vielen Publikationen auf die Bedeutung des Liedes hinzuweisen.
Aus persönlichen Erinnerungen weiß der Autor dieser Zeilen, dass sich Grundner in all den Jahren bemühte, das Lied auch in kirchlichen Gesangsbüchern zu etablieren. Als nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch die Liturgie-Reform folgte, gelang es seinen Bemühungen, „Stille Nacht!“ in das neu geschaffene Einheitsgebets- und Gesangsbuch mit dem Namen „Gotteslob“ unterzubringen. Die deutschen und österreichischen Bischöfe hatten dies für ihren Teil genehmigt. Bei seiner Ansprache bei der Gedenkfeier am Heiligen Abend 1975 vor der Stille[1]Nacht-Kapelle Oberndorf hatte Grundner dies als Erfolg verkünden können.
Die Gesellschaft hat eine Reihe von wichtigen wissenschaftlichen Werken herausgebracht. Große Breitenwirkung in Österreich und Deutschland hat die Aufnahme in das katholische Gebets- und Gesangsbuch „Gotteslob“
Gründung 1972: Diese „Mitteilungen“ waren sozusagen die ersten „Blätter der Stille Nacht Gesellschaft“. Sie waren noch mit Schreibmaschine geschrieben und hektografiert.
Stille-Nacht-Gedenkfeier 1975 an der Oberndorfer Gedächtniskapelle. Präsident Chefredakteur Luis Grundner von der Stille Nacht Gesellschaft (links mit Hut) hält die Festrede. Er berichtete, dass es der Gesellschaft nun doch gelungen sei, das Lied im einheitlichen deutschen Gesangsbuch „Gotteslob“ unterzubringen.