Museum | Stille Nacht Museum im Pflegerschlössl, Wagrain |
Ort | Wagrain |
Diese Spanschachtel aus Weichholz, in der typischen ovalen Grundform, entpuppt sich erst beim Hinhören als Objekt, das im Kontext mit "Stille Nacht" zu sehen ist. Vielleicht hat Karl Heinrich Waggerl selbst die zusätzliche Bedeutung dieser Schachtel eingepflanzt.
Im Inneren des Holzkörpers findet sich eine Spieldose - oft fälschlich als Spieluhr bezeichnet - eingebaut, die durch einen kleinen Knopf am Boden aufgezogen wird. Der ausgeklügelte Mechanismus startet aber nicht gleich beim Aufziehen - zusätzlich als finaler Schritt ist das ziehen eines Drahtes an der Außenseite notwendig, erst dadurch wird die Stiftwalze in Bewegung gesetzt. Auf der ca. 5 cm langen Walze sind "Stille Nacht Heilige Nacht", "O du fröhliche" und anderen bekannten Melodien mit unzähligen Stiften aufgearbeitet. Der mit vier Schrauben montierte Spielkamm umfasst über 15 Tonzungen, so nennt man die einzelnen "Metallstäbe" die eine von kurz nach lang abgestuften Länge besitzen.
Die Außenbemalung der Spanschachtel entspricht ganz der bäuerlichen Tradition. Historisch betrachtet gehörten Spanschachteln oft zur Mitgift der Braut, weshalb das Motiv des Brautpaares weite Verbreitung fand. Erstmals sind solche Brautschachten im 16. Jahrhundert im süddeutschen Raum dokumentiert. Unser Exemplar zeigt ein Bauernpärchen mit weißen Konturen, das sich die Hände reicht. Aus den Händen erwächst ein Blumenstrauß - ebenfalls eine Anspielung an den Brautstrauß. Die Scene ist von einem Torbogen gefasst, neben dem sich Blattwerk findet, das in der Farbwahl weiß und schwarz jenem der Dose selbst gleich ist. Der Außenkante des Deckels wurde noch eine Profilierung durch Stifte gegeben.
Fotos: Hemma Ebner
Text: Carola Marie Schmidt