14. Juli 2021
Vor 200 Jahren: Joseph Mohr beginnt als Hilfspriester in Vigaun, Adnet und Krispl
Intensiver Einsatz und Erinnerungen in Krispl
Am 20. Juni sind es 200 Jahre, dass Joseph Mohr in Krispl Mathias Weißenbacher taufte: Der Sohn der Margarethe und des Mathias Weißenbacher wurde vormittags um 10.00 geboren, die Taufe war um 16.00 nachmittags. Die Familie Weißenbacher lebte am Woferlgut in Gaißau 39, Taufpate war Johann Peter Höllbacher. Das ist die erste Erwähnung des neuen Einsatzes von Mohr 1821/22 als „Coadjutor“ in Vigaun mit Verpflichtungen in Adnet und Krispl.
Im Jahr 1821 spendete Mohr in Krispl elf Mal die Taufe, ab Juni nur zwei Mal Pfarrvikar (Pfarrer) Andreas Bucher. Im Trauungsbuch ist Mohr im September und November drei Mal eingetragen. Mohr war also intensiv in Krispl tätig. Ab Jänner 1822 war ein neuer Pfarrprovisor zuständig, bis im gleichen Jahr der neue Pfarrvikar Joseph Mödlinger kam.
In Krispl gibt es in der mündlichen Überlieferung einige Erinnerungen an Joseph Mohr: Er sei jeweils am Vortag der Messfeier mit einem Rossfuhrwerk nach Krispl gekommen und habe im Mesnerhaus übernachtet. Auch ein vorhandenes Messkleid soll von ihm gerne getragen worden sein.
Die „Bergparthien“
Nach seinen ersten Seelsorgseinsätzen in Mariapfarr (1815/16), Oberndorf (1817/19), Kuchl (1819/20) und Golling (1820/21) war Joseph Mohr 1821/22 Hilfspriester in Vigaun. Von hier aus war er in diesem Jahr auch als Aushilfe („Coadjutor“) in Adnet und Krispl tätig. Einige wenige Hinweise finden sich in den Tauf- und Trauungbüchern. Die Sakramentenspendung war Aufgabe des Pfarrvikars, Hilfspriester kamen nur als Aushilfe zum Einsatz. Interessant, dass es in den Tauf- und Trauungsbüchern von Vigaun 1821/22 keinen einzigen Eintrag des Coadjutors Joseph Mohr gibt, in Adnet ist er 1821/22 einmal im Taufbuch und zweimal im Trauungsbuch vermerkt, und zwar jeweils mit seiner typischen schönen Handschrift.
Joseph Dürlinger charakterisiert in seinem „Historisch-statistischen Handbuch der Erzdiöcese Salzburg“ im Heft „Decanat Hallein“, erschienen 1861, die Bevölkerung in Krispl, St. Koloman und in den „Bergparthien“ von St. Jakob, Adnet und Vigaun so: „In die von Haus aus einfache alte Weise mengen sich sehr bemerkbar mehr und mehr moderne sittliche und gesellige Elemente, welche man von den häufigen Besuchen der bereits mehr oder weniger fortschrittlichen größeren Orte der anliegenden Ebene heimbringt.“ Dürlinger nennt als Einwohnerzahlen für Krispl 571, für Adnet 1214 und für Vigaun 1212.
In dieser Region war Joseph Mohr ein Jahr im Seelsorgeeinsatz – als Hilfspriester in Vigaun: Die Aufgabe des „Coadjutors“ war die Unterstützung des Pfarrers (hier durchwegs des Pfarrvikars), die Zuteilung erfolgte durch die Diözesanleitung. In diesem Jahr war in Vigaun Johann Cajetan Schmid sein Vorgesetzter, in Adnet war Mohr zur Aushilfe bei Pfarrvikar Joseph Keilhofer, in Krispl bei Pfarrvikar Andreas Bucher. In Vigaun gab es seit 1726 fast ohne Unterbrechung Hilfspriester, in Adnet mit Unterbrechungen, in Krispl keine.
Die Unterstützung des Pfarrvikars durch Hilfspriester bestand in der Spendung der Sakramente und Sakramentalien wie Begräbnisse, Segnungen…. Eng mit der Seelsorge verbunden war auch die Schule: In Vigaun gab es 1861 107 „Wochenschüler“ und 30 „Feiertagsschüler“, in Adnet 115 und 48, in Krispl 95 und 25: Die „Feiertagsschüler“ besuchten die „Wiederholungsschule“ am Samstag bzw. Sonntag.
Joseph Mohrs weitere Einsätze
Nach seinem einjährigen Dienst in Vigaun mit Adnet und Krispl wurde Mohr nach Anthering, später nach Eugendorf und Hof versetzt. In Hintersee war er acht Jahre als Pfarrvikar tätig und in Wagrain bis zu seinem Tod 1848 elf Jahre.
Die älteste Stille-Nacht-Handschrift im Tennengau entstanden?
Das einzige Autograph, die einzige Niederschrift des Stille-Nacht-Lieds von Joseph Mohr und die älteste Handschrift des Lieds, wird aufgrund von Schriftvergleichen „um 1820“ datiert. Es ist nicht auszuschließen, dass Mohr in seiner schönen Handschrift das Lied bei einem Seelsorgeeinsatz im heutigen Tennengau niederschrieb!